Die „Mitmachmenschen“ der Werkstattkirche

Manchmal werden wir gefragt: „Wie viele Teilnehmer habt ihr denn?“ Früher haben wir geantwortet: „Die Bezeichnung Teilnehmer passt so nicht zu unserer Arbeit“. Wir haben dann lieber von „Freiwilligen“ gesprochen oder auch von „Ehrenamtlichen“. Aber zufrieden waren wir mit diesen Bezeichnungen eigentlich auch nicht. Wir fanden allerdings auch keine bessere Bezeichnung. Dieses Problem haben wir nicht mehr. Die ganz neue Wortschöpfung „Mitmachmenschen“ ist nicht nur wie geschaffen, sondern ist in unserer Arbeit und für „unsere Leute“ entstanden. Eine Frau, die in der Werkstattkirche „mitmacht“, hat uns in einer Rückmeldung geschrieben: „Im Nordstadt-Netz (der Werkstattkirche) sind wir zu Mitmachbewohnern geworden“

Die selbstgebauten Puppen Josef und Maria mit Kind. Im Hintergrund Bärbel Weigand
unsere mobile Werkstattkirche

„Mitmachbewohner“ oder etwas allgemeiner ausgedrückt „Mitmachmenschen“ sind aktiv, beteiligen sich und sind Teil geworden in unserem „Mitmachmenschen“-Netz. Sie konsumieren nicht einfach soziale Angebote, sondern bringen sich ein, übernehmen kleine Aufgaben und Verpflichtungen in der Werkstattkirche, in der Nachbarschaft für andere und dabei nicht zuletzt für sich selbst. Denn etwas tun, was jemand anderes braucht, macht mein eigenes Leben sinnvoll und wertvoll. Ich kann erleben, dass ich gebraucht werde. Ich gewinne neues Selbstbewusstsein. Ich esse nicht nur mit beim wöchentlichen gemeinsamen Mittagstisch in der Werkstattkirche. Ich helfe auch bei der Vorbereitung und beim Kochen oder ich bringe anschließend Essen zu jemanden, die/der nicht kommen kann. Ich kaufe für jemanden ein, ich kümmere mich um Kinder, wenn die Eltern nicht da sein können. Ich lese jemanden etwas vor oder leiste einfach nur Gesellschaft gegen das Alleinsein. Manche „Mitmachmenschen“ der Werkstattkirche arbeiten auch in unserem Reparatur-Treff mit oder machen kleine Arbeiten in Wohnungen anderer, schleppen Möbel, wenn jemand umziehen muss, tapezieren und streichen.

Menschen so und für vieles andere in Bewegung zu bringen, ist ein wichtiges Ziel unserer Arbeit in der Werkstattkirche und wir staunen immer wieder, was unsere „Mitmachmenschen“ alles können und schaffen.

Mitmachmenschen des Reparaturtreffs in der Gießener Kongresshalle
die Mitmachmenschen Jakob und Hans-Jürgen bei einer Veranstaltung in der Gießener Innenstadt
Verena und Bärbel überprüfen Küchengeräte für den Einsatz