Wie die Werkstattkirche zu einem Klavier kam – Zweimal Müller und ein Klavier

Annelie Müller (3. von rechts) hat 250€ zur Restauration des schönen Klaviers gespendet

„Ein Klavier haben wir uns schon lange gewünscht“, sagt Bärbel Weigand vom Werkstattkirche-Team. „Musik bereichert unser Leben und trägt wesentlich zur Lebensfreude bei. Der Weg des Klaviers zu uns ist eigentlich nicht weit, nur einmal quer über die Straße. Aber es waren einige Hürden zu überwinden und vieles kam zusammen, damit es klappte.“

Lange Jahre stand das Klavier im Haus von R. und J. Müller nur etwa 150m Luftlinie entfernt von der Werkstattkirche in der Ederstraße. Frau Müller, die auch in der Vergangenheit immer wieder etwas zur Ausstattung der Werkstattkirche beigetragen hatte, wollte sich von dem Klavier trennen. „Es ist 1926 für die Familie gebaut worden und seitdem im Familienbesitz. Wir haben uns aber jetzt entschlossen, es abzugeben und in die Werkstattkirche geben wir es gern. Bei uns steht es nur noch herum. Keiner spielt. Wir wissen nicht einmal, ob es überhaupt noch zu brauchen ist“, erzählt Frau Müller. „Frau Weigand war gerade wieder einmal bei uns, weil wir verschiedene Sachen abzugeben hatten. Da kam das Gespräch auch auf das Klavier. Vielleicht kann es ja bei euch in der Werkstattkirche wieder zu Ehren kommen. Bärbel Weigand war gleich begeistert.“

Im Werkstattkirchen-Team gibt es (noch) keinen Klavierkenner. Das Klavier in die Werkstattkirche zu schaffen, machte nur Sinn, wenn es noch stimmbar ist. „Hier kommt jetzt Frau Annelie Müller aus Pohlheim ins Spiel“, erzählt Pfr. Christoph Geist vom Werkstattkirchen-Team. „Frau Müller haben wir bei Soroptimist Gießen kennen gelernt. Der Club hatte ein fantastisches Benefizkonzert für die Werkstattkirche ausgerichtet. Als wir Frau Müller von dem Klavier erzählten, war sie gleich begeistert und wollte gern behilflich sein. Sie vermittelte einen Fachmann, der das Klavier für den guten Zweck kostenlos begutachtete und ihm ein gutes Zeugnis ausstellte“.
Jetzt mussten noch zwei Hürden genommen werden: Der Transport des empfindlichen Instrumentes und die Finanzierung seiner Aufarbeitung und Stimmung. Für beides gab es in dem engen Budget der Werkstattkirche keinen Spielraum. „Den Transport mussten wir ohne Kosten hinkriegen“, berichtet Bärbel Weigand weiter. „Für die Aufarbeitung und Stimmung brauchten wir Spenden. Der Klavierfachmann hatte uns ein Superangebot zu einem wahren „Freundschaftspreis“ gemacht. Frau R. Müller von gegenüber, die ja schon das Klavier umsonst abgab, wollte dazu noch 100 € spenden. Frau Annelie Müller sagte 250 € zu. Das war ein guter Einstieg. Im Vertrauen auf weitere Spenden machten wir uns Gedanken zum Transport. Christoph Geist fragte sogar bei der Baufirma an, die gerade in unserer Straße Tiefbauarbeiten durchführte. Er hatte die Idee, das Instrument mit einem kleinen Kran zu transportieren. Als er dem Klavierfachmann davon berichtete, rang er die Hände: „Viel zu riskant!“ Da wollte er lieber selbst auch dabei noch helfen mit seinem kleinen, aber sehr gut geeigneten Transportwagen. Die Männer von der Transportabteilung der Jugendwerkstatt packten mit an und bald stand das Klavier unversehrt an seinem neuen Standort in der Werkstattkirche.

Inzwischen ist auch die Aufarbeitung abgeschlossen und es klingt nicht nur wunderbar, sondern begeistert auch noch durch sein schönes Äußeres“.
Davon konnte sich Frau Annelie Müller überzeugen, als sie ihre Spende überreichte. „Drei Fliegen mit einer Klappe wurden gewissermaßen mit diesem Klavier geschlagen“ sagte sie dabei. „1. Eine Familie, bzw. deren Wohnung wurde von einem ungenutzten Möbelstück befreit, 2. Ein altes Instrument wurde gerettet und ihm neues Leben gegeben und 3. Ein eigenes Klavier wurde für die segensreiche Arbeit der Werkstattkirche gewonnen. Dass ich dabei mithelfen durfte, erfüllt mich mit großer Freude – spielt Musik doch eine große Rolle in meinem Leben! Dass Musik Sie alle erfreuen und bereichern wird, wünsche ich Ihnen“.
Jetzt sucht die Werkstattkirche noch Menschen, die Lust und Zeit haben, andere, jüngere, aber auch nicht mehr so junge in das Klavierspielen einzuführen (Bitte melden 0177 79 88 387).
Spenden für die Aufarbeitung bitte an: Jugendwerkstatt Gießen gGmbH, IBAN DE94 5139 0000 0038 6099 12
Stichwort: Klavier Werkstattkirche.

Zum Artikel der Gießener Allgemeine geht es hier.